Herzlich willkommen in unserem

Haus für Kinder

...über den christlich-orthodoxen Glauben in unserem Haus

 

"Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes."

Die Bibel, Markus 10,14

Die meisten Menschen in unserer Region können mit Begriffen wie „katholisch“, „evangelisch“ und vielleicht auch mit „freikirchlich“ etwas anfangen, während sie mit dem Begriff „christlich-orthodox“ doch eher selten in Berührung kommen.

Als eine von unter zehn Kitas in Deutschland sind wir dieser Glaubensrichtung zugehörig. Daher möchten wir gern einen kleinen Einblick in die christliche Orthodoxie geben. Uns ist es wichtig, Ihnen transparent zu machen, wie der orthodoxe Glaube in unserem Hause gelebt und für Kinder und Familien erfahrbar gemacht wird. Unser Haus steht selbstverständlich allen  offen, die sich für ihre Kinder eine Betreuung nach unserem Konzept vorstellen können. 


„Christlich-orthodox“ – Was ist das?

Die Orthodoxie gehört zu den drei weltweit größten christlichen Konfessionen. Die orthodoxe Kirche versteht sich als die ursprüngliche Kirche, welche im Laufe der Geschichte die göttliche Offenbarung unverfälscht und unverändert bewahrt hat. Betont wird das Ziel der Einheit des Christentums in der einen heiligen, katholischen (allumfassenden) und apostolische Kirche.

Das Wort „orthodox“ setzt sich aus den griechischen Wörtern „Orthos“ („richtig, geradlinig“) und „doxa“ („Verehrung, Ruhm“) zusammen – es ist also das Bestreben, Gott so zu ehren, wie es ihm gebührt.

An Pfingsten feiern die Christen die Herabkunft des Heiligen Geistes auf die Jünger Jesu. Die ersten Apostel (griech. „Gesandte“) machten sich auf den Weg, um in der gesamten damals bekannten Welt von Jesus Christus zu erzählen und das Evangelium zu predigen. Die daraus entstehenden Gemeinden bildeten alle gemeinsam die eine katholische (allumfassende) christliche Kirche. Erst im Jahr 1054 entstand aus einer zunehmenden Entfremdung zwischen dem West- und dem Oströmischen Reich die römisch-katholische Kirche mit dem Patriarchen von Rom, dem Papst, als Oberhaupt, während die anderen Patriarchen außerhalb des weströmischen Reiches weiterhin bei der ursprünglichen heiligen Tradition blieben. Bis heute bestehen diese Bischofssitze, welche untereinander keine hierarchische Reihenfolge haben. Sie bewahren die ursprünglichen christlichen Traditionen und bilden gemeinsam mit weiteren, später gegründeten Patriarchaten die orthodox-katholische abgekürzt die orthodoxe Kirche.


Woran glaubt man in der christlich-orthodoxen Kirche?

Die orthodoxe Kirche versteht sich als die Gemeinschaft der Gläubigen gestiftet durch Jesus Christus, dem Sohn Gottes, durch die Herabsendung des Heiligen Geistes am Pfingsttag über den Aposteln. Es ist die Kirche des Neuen Testamentes erbaut durch die Verkündigung der Apostel und bestätigt durch die Erfahrung der Heiligen, Kirchenväter, Märtyrer und Bekenner.

Wir glauben, dass man Gott bloß mit eigenem menschlichem Bestreben nicht erkennen kann. Es ist Gott, der Sich zunächst im Alten und Neuen Testament sowie in der Gemeinschaft der Heiligen offenbart, um erkannt zu werden. Die Orthodoxie besteht eben darin, diese Offenbarung unverfälscht und unverändert zu bewahren. 

Allein durch diese kann der Mensch die verlorene Verbindung mit Gott (religion = re-legare, d. h. neu (ver)binden) in Geist und Wahrheit wiederherstellen. Diese Bindung an Gott wird nicht so viel durch ein theoretisches Lehren und Belehren erreicht, sondern wird gelebt durch die göttliche Erfahrung in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes, d. h. der Kirche. Darum versteht sich die orthodoxe Kirche eher als eine Gott lobende, betende, feiernde und fastende Gemeinschaft.

Die Heiligen der Kirche sind diejenigen Mitglieder der Gemeinschaft, die es geschafft haben, Gott so zu leben, dass sie die Verwandlung zum neuen Menschen in Christus erlangten. Von diesem neuen Menschen spricht der Apostel Paulus, wenn er sagt: „Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ (Galater 2,20). Darum werden die Heiligen geehrt und verehrt als Beispiel und Begleiter der Gemeinschaft auf den Weg zur Verwandlung in Christus. So bezeugt die Schrift: „In Seinen Heiligen, die hier auf Erden sind, erweist sich wunderbar, alles, was Er will“ (Ps. 15/16,3).

Unser Kindergarten trägt den Namen des Heiligen Georg und jede Gruppe hat einen Schutzheiligen, dessen Namen sie trägt. Wenn Sie unsere Gruppenräume oder die benachbarte Kirche betreten, werden Ihnen Heiligenbilder, sogenannte Ikonen, auffallen.


Wozu gibt es Ikonen?

Das Wort „Ikone“ leitet sich von dem griechischen Wort „eikón“ ab und bedeutet so viel wie „Bild“ oder „Abbild“. Es handelt sich um auf Holz gemalte oder gedruckte Abbildungen von Christus, seiner Mutter Maria, Engeln oder heiligen Menschen bzw. aus Szenen ihres Lebens.

Die Ikone ist ein Bekenntnis, dass der unsichtbare Gott in der Person Jesu Christi sichtbar geworden ist. Darum können wir nun Gott, in dem Maße wie er sich offenbart hat, auf Bildern darstellen. Somit wird die Ikone zum Mittel der Anbetung Gottes und der Verehrung Seiner Heiligen, denn die Ehre, die dem Abbild erweist wird, geht auf die abgebildete Person über. Wichtig ist zu wissen, dass die Ehre allein dem abgebildeten Heiligen entgegengebracht wird – nicht dem Material, aus dem sein Abbild besteht.  Die Ikone wird also wie ein Fenster zum Himmel.

Die orthodoxe Kirche glaubt, dass Christus mit Seinen Heiligen in der Gemeinschaft allgegenwärtig ist. Um die Gläubigen dieser Realität bewusst zu machen, sind die Ikonen in der Kirche allgegenwärtig.  Sie erinnern uns daran, dass Christus und die Heiligen immer da sind. Wir sehen sie nicht, aber sehen ihr Abbild und erinnern uns an sie. Die Ehre, welche wir den Personen auf den Ikonen entgegenbringen, drücken wir aus, indem wir die Ikonen verehren: wir machen ein Kreuzzeichen und küssen die Ikone an der Stelle, wo Hände, Füße oder die Bibel abgebildet ist. Wir erinnern uns an seine Vorbildwirkung für uns und bitten ihn, für uns zu beten.


Wie kommen die Kinder in unserem Haus mit dem christlich-orthodoxen Glauben in Berührung?

Wir möchten den Kindern und Familien einen freudvollen und lebensnahen Zugang zum Glauben ermöglichen. Dazu gehört, dass in unserem Haus eine von den christlichen Grundwerten der Nächstenliebe und der gegenseitigen Annahme geprägte Atmosphäre herrschen soll. Kinder und Familien sollen den christlichen Glauben als Bereicherung für ihr Leben wahrnehmen und eine positive Wertorientierung erhalten. Durch die Nähe der Kita zur Kirche und Kirchengemeinde bieten sich viele Gelegenheiten, den Glauben wahrzunehmen, mitzufeiern, zu entdecken und miteinander ins Gespräch zu kommen. Religionspädagogik findet integriert in den Alltag statt.


Wie sieht das ganz konkret aus?

Wir orientieren uns mit den Festen und Feierlichkeiten im Jahreslauf am Kirchenjahr wie es in der rumänisch-orthodoxen Kirchengemeinde gefeiert wird. Das heißt, wir verzichten auf Feste wie Halloween, feiern Weihnachten als das Fest der Geburt Christi und zu Ostern steht die Auferstehung im Mittelpunkt. Weitere christliche Fest- und Gedenktage bereichern unser Jahr und machen den Glauben lebendig – so feiert jede Gruppe beispielsweise einmal im Jahr in besonderer Weise ihren eigenen Schutzpatron und Namensgeber. 

Regelmäßig findet für die Kinder die „Kleine Kirche“ statt. Unter Einbeziehung aller Sinne kommen die Kinder mit Glaubensthemen und biblischen Geschichten in Berührung: mithilfe von Figuren, Naturmaterialien, Tüchern und ähnlichem werden Erzählungen erlebbar gemacht. Die Kinder werden angeregt, über das Woher, Wohin und Warum des Lebens nachzudenken und ihre persönliche Beziehung zum Glauben zu finden und zu vertiefen. In der Umsetzung orientieren wir uns am Konzept des „Godly Play“, welches auf den Grundprinzipien der Montessori-Pädagogik beruht und auf den orthodoxen Glauben übertragbar ist.

Christliche Lieder begleiten uns im Alltag genauso wie jahreszeitliche oder thematische Musikstücke. Vor dem Essen wird gemeinsam das Vater Unser gesprochen. Wenn werktags Gottesdienste in der orthodoxen Kirche stattfinden, besuchen die Kinder für eine altersgerechte Zeitspanne die Liturgie und sind so ein lebendiger Teil der Gemeinde.